Der Mann auf der Bank – ein Entschleunigungskonzert

Für einen unterhaltsamen Abend braucht es nicht viel. Einen Mann auf der roten Bank, eine Gitarre und einen Looper. Und genau das konnte man am 30.06.2022 um 19:30 Uhr in der Eilshauser Kirche vorfinden. Peter Reimer sorgte für einen gelungen Auftakt des Musiksommers 2022, welcher nach den vielen positiven Rückmeldungen im Vorjahr nun in die zweite Runde gestartet ist.

Dorfkirche – Musiksommer 2022 Konzert 1

Gleich das erste Stück wirkte beruhigend, regte zum Träumen und Genießen an. So konnten die 46 Zuschauer erstmal ankommen und direkt die versprochene Entschleunigung auf sich wirken lassen. Das Besondere an seiner Musik ist, dass er Sequenzen mit dem Looper (Echtzeitrekorder) aufnimmt, sie abspielt und dann dazu neue Arrangements spielt. So klingt es, als würde man mehrere Gitarren gleichzeitig hören. Tatsächlich ist es aber nur ein Gitarrenspieler. Den Abend über führte er überwiegend durch seine selbstkomponierten Stücke, wobei ihm zur Inspiration vor allem die Folklore aus allen Ländern dient. Für seine 10 jährige Tochter hat er sich mit Tieren beschäftigt und die Stücke „Grashopper“ und „Ponyride“ geschrieben. Die Zuhörer durften außerdem einen Einblick in ein noch nicht vollendetes Stück „Chicken“ bekommen. So war das Picken und Gackern der Hühner deutlich zu hören. Aber neben der humorvollen Seite wurde es auch tiefgründig und wissenschaftlich. Peter Reimer erklärte, dass Musik elektrische Impulse auslöst, die in Hormone umgewandelt werden. Je nach Einsatz kann man dadurch verschiedene Wirkungen, wie z.B. Schmerzlinderung und Beruhigung erzielen. Außerdem wurde in einer Studie herausgefunden, dass es ausreicht 80 Minuten am Tag fünf verschiedene Musikrichtungen (jede steht für ein bestimmtes Gefühl) zu hören, um ein besseres Wohlbefinden zu erlangen. Und dann wurde ein Glas Limonade zum Thema. Dabei war nicht die Frage entscheidend, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Vielmehr war das Gewicht ausschlaggebend. Geschätzte 600g wog das Glas. Man kann es betrachten und halten. Streckt man den Arm jedoch aus, wird aus dem vermeintlich geringen Gewicht plötzlich eine schwere Last. Dieses Bild vergleicht Peter Reimer mit Sorgen, man kann sie betrachten, behält man sie jedoch zu lange bei sich, können sie krank machen. Man solle sich also nicht an daran festhalten, sondern vielmehr das an- und hinnehmen was man nicht ändern kann. So würde man unbeschwerter und gesünder leben. Zwischen den verschiedenen Impulsen zeigte der Künstler, dass er die Gitarre beherrscht, wie nur wenige. Das Zusammenspiel seiner Melodien war überragend. Selbst das Klopfen auf dem Gitarrenkörper klang im Gesamtwerk wie ein Trommeln. Voller Begeisterung ließen sich die Zuhörer mitreißen vom Musizieren und Singen, wippten, schlossen die Augen und feierten seinen Geburtstag mit einem Ständchen. Nach zwei Stunden war die Enrschleunigungsreise vorbei und jeder ging wieder zurück in seinen Alltag, vielleicht aber inspiriert und zum Nachdenken angeregt von dem Mann auf der Bank. 

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